Digitalisierung in der PKV

Die Digitalisierung und die Automatisierung sind große Chancen und gleichzeitig eine Herausforderung für die Privatmedizin. Durch den Einsatz moderner Technologien und digitaler Lösungen können viele Prozesse effizienter gestaltet werden. Aufwände und Kosten werden gesenkt.

Die Digitalisierung der Ärzteschaft

Die Vorteile digitaler Lösungen haben Ärztinnen und Ärzte bereits erkannt. Praxisverwaltungsprogramme werden stetig genutzt, um den Praxisablauf digital abzubilden. Moderne medizinische Innovationen halten Einzug in die Praxen – längst nicht mehr ausschließlich Gerätschaften, sondern unter anderem auch KI-gestützte Softwareprodukte zur Unterstützung im Bereich der Diagnostik.

Ziel ist dabei nicht nur die Verbesserung der Effizienz im ökonomischen Sinne, sondern auch mehr Zeit für Patientinnen und Patienten zu schaffen. Anders sieht es aus beim Datenaustausch – sowohl zwischen Ärztinnen und Ärzten untereinander als auch mit ihren Patientinnen und Patienten. Aufgrund der komplexen datenschutzrechtlichen Standards für die Übermittlung medizinischer Daten ist es dem einzelnen Arzt kaum möglich, diesen Austausch digital abzubilden. Vielmehr bedarf es einer gemeinsamen Kraftanstrengung der Ärzteschaft, um digitale Lösungen, zu erarbeiten, die sich nahtlos in den alltäglichen Praxis- oder Klinikalltag einfügen. Letzteres geriet in aktuellen Diskussionen immer mehr in den Hintergrund. Bestimmend ist vielmehr der Umstand, dass infolge des Digitalisierungsschubs im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung die privaten Versicherer nachziehen müssen – wollen sie nicht ins Hintertreffen geraten.

Hierbei treten alte Konflikte bezüglich des Gefüges der privaten Gesundheitsversorgung zwischen Ärzteschaft und Versicherern erneut zu Tage. Ein Beispiel ist die sogenannte Direktabrechnung, bei der ein Arzt die Rechnungen unmittelbar an den privaten Krankenversicherer sendet und direkt von dort sein Honorar erhält. Die Folgen hiervon wären gravierend: Bei der Direktabrechnung geht es nicht um eine simple Verfahrensoptimierung, sondern vielmehr um eine völlige Veränderung der Rechtsbeziehungen. Der Patient würde aus seiner Rolle als Souverän zum Objekt degradiert und der Arzt zum Vertragsarzt der PKV.

Der Patient und die Digitalisierung

Patientinnen und Patienten sind der entscheidende Schlüssel zu einer erfolgreichen Digitalisierung – auch wenn sie nicht in der Position sind, um aktiv die Prozesse zu digitalisieren. Denn die Patientinnen und Patienten müssen letztlich damit einverstanden sein, dass Prozesse digital abgebildet werden. Sie haben im privaten Gesundheitssystem immer das letzte Wort. Sie sind der Souverän. Am Ende des Prozesses bestimmen sie, welche Informationen der Versicherer oder der Dienstherr erhalten sollen. Sie sind Vertragspartnerinnen und Vertragspartner sowohl ihrer privaten Krankenversicherung als auch ihrer Ärztinnen und Ärzte. Sie sind in ihrem Handeln unabhängig. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass sie sich ausschließlich auf die Behandlung ihrer Patientinnen und Patienten konzentrieren können. Im Rahmen der freien Berufsausübung sind sie nur dem Wohl ihrer Patientinnen und Patienten verpflichtet.

Oberste Maxime jedes Digitalisierungsvorhabens muss daher die Wahrung der Souveränität der Patientinnen und Patienten sein. Hierdurch definieren sich natürliche Grenzen der Zuständigkeit von Ärztinnen und Ärzten oder von privaten Versicherungsunternehmen: Dort, wo es um wichtige digitale Dokumente geht, deren Weitergabe ausschließlich Patientinnen und Patienten obliegt.